Moerderische Reklame by Olaf Kolbrueck

Moerderische Reklame by Olaf Kolbrueck

Autor:Olaf Kolbrueck [Kolbrueck, Olaf]
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
veröffentlicht: 2014-06-14T22:00:00+00:00


15. Kapitel

Eva fragte sich, warum sie sich das antat. Zwar liebte sie das Arboretum in Eschborn, doch jetzt musste sie über den langgezogenen Kiesweg zu einem Treffpunkt so ziemlich am anderen Ende des Parks marschieren. Sie hatte den Wagen auf dem Parkplatz am Waldhaus stehen gelassen, wo Schulklassen mit der Bestimmung von Blättern gepiesackt wurden, und folgte dem Pfad mit der asiatischen Baumgruppe.

Die Luft war noch frisch an diesem Morgen und roch nach Baumrinde, Gras und Obstbäumen. Sie sog die Luft ein. Nicht so sehr wegen des Duftes, der von den Tannen aus Japan und dem kleinen Ahornwäldchen herüberwehte, sondern weil sie schnell außer Atem war. Ihr Ziel war die Wegkreuzung mit dem freistehenden Magnolienbaum, wo der Pathologe Franz Reinhardt auf einer Bank auf sie warten würde.

Sie hatte den Rechtsmediziner angerufen, weil sie sich von ihm weitere Informationen erhoffte. Doch obwohl er einer der wenigen Freunde aus ihrem alten Job bei der Kripo war, wollte er sich nicht zu einer telefonischen Auskunft bequemen.

»Ich genieße meinen freien Vormittag. Komm vorbei. Ein bisschen Bewegung schadet dir nicht«, hatte er am Telefon gesagt und einfach aufgelegt.

Eva sah schon von Weitem, wie der hochgewachsene Pathologe sich in seinem braunen Wollsakko auf der Parkbank räkelte und etwas aß. Reinhardt hatte immer Appetit. Er knabberte immer etwas. Kekse, Landjäger, Sandwiches. Selbst wenn er eine Leiche obduzierte, konnte man sicher sein, ein angebissenes Butterbrot oder einen kalten Döner auf einem Teller griffbereit in der Nähe zu finden.

Diesmal biss er genüsslich in ein Brötchen mit Mett, erkannte Eva, als sie näher kam. Er hatte sie bemerkt und machte mit seinem freien schlaksigen Arm winkend auf sich aufmerksam.

Eva setzte sich stöhnend neben ihn.

»Ist es nicht herrlich hier?« fragte er mit halbvollem Mund.

Eva nickte nur mehrfach. Ihr Mund war noch ganz trocken. So als habe sie eben einen 800-Meter-Lauf im Olympiatempo beendet. Reinhardt kaute weiter. Eva schaute zu einigen glitzernden Wolkenrändern hinauf, die sich wie Geschenkbänder um den Taunus legten, und genoss für einen Moment die Stille.

Natürlich war es hier schön. Inmitten der sechshundert Bäume aus aller Welt in dem riesigen Park sah und spürte man nicht mehr, dass Schwalbach, Sulzbach und Eschborn um die Ecke waren und die Wolkenkratzer von Frankfurt sich nur ein paar Meter weiter versteckten. Keine Spur von den mit Beton vollgebombten Gewerbegebieten in Eschborn, die sich wie Hornhaut über das vollgefressene Bauerndorf gelegt hatten. Nicht einmal, dass dieses Gelände im Zweiten Weltkrieg der Deutschen Luftwaffe und später dann der US Air Force als Flugplatz gedient hatte, sah man dem Grün hier noch an. Es sei denn, man ging den Weg am alten Hangar vorbei, der sich wie eine große Schildkröte hinter Bäumen und Sträuchern am Rand des Arboretums duckte.

»Das ist mein Lieblingsplatz hier. Die Aussicht ist großartig. Wusstest du, dass die Rinde der Magnolie, unter der wir hier sitzen, in der traditionellen chinesischen Medizin zur Muskelentspannung eingesetzt wird? Auch alles andere an diesem Baum findest du in einer gut sortierten chinesischen Apotheke als Mittel gegen Schnupfen, Verstopfungen, Kopfschmerzen, Depressionen oder um deine Cholesterinwerte zu verbessern.«

»Ich sollte das mal mit in meine TCM-Therapie einbinden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.